Am morgigen Tag jährt sich die Reichspogromnacht zum 83. Mal.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten Nationalsozialisten, unter Beteiligung der SS, SA und Teilen der deutschen Bevölkerung, Synagogen in Deutschland nieder. Sie zerstörten jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe. Jüdinnen und Juden wurden brutal misshandelt, verhaftet und getötet. Etwa 30.000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslagern inhaftiert. Die Jugendverbände LDS erinnern morgen gemeinsam um 15 Uhr in Königs Wusterhausen und Ortsteilen an ehemalige Königs Wusterhausener BürgerInnen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Gemeinsam verlesen wir morgen an den unten aufgeführten Standorten Kurzbiografien, reinigen die Stolpersteine und rücken die Namen wieder ins Bewusstsein. Wer sich vor Ort gemeinsam mit uns erinnern möchte, ist um 15 Uhr herzlich willkommen. Zusammen tragen wir einen Teil zum gesellschaftlichen Gedächtnis bei und zeigen, dass wir uns erinnern wollen und müssen.
Kernstadt:
Bahnhofstraße 23/24
Georg Czapski (geboren 1893), Zahnarzt, 1938 verhaftet – KZ Sachsenhausen, 1942 nach Auschwitz deportiert – überlebt
Johanna Czapski (geboren 1900), 1942 nach Auschwitz deportiert – überlebt
Rosemarie Stone, geborene Czapski (geboren 1921), Flucht 1939 nach England – überlebt
Erna Lina Therese Dörre, geborene Marcus (geboren 1900), gedemütigt, entrechtet, 1944 vor Deportation Flucht in den Tod
Bahnhofstraße 6
Paula Jacobsohn, geborene Ochsmann (geboren 1882), Zahnärztin, 1942 nach Osten deportiert – 29.10.1942 in Riga ermordet
Max Jacobsohn (geboren 1879), Vorsitzender der allg. Ortskrankenkasse, 1938 verhaftet – KZ Sachsenhausen, 1942 nach Osten deportiert – 29.10.1942 in Riga ermordet
Friedrich-Engels-Str. 10
Rosa Jacob (geboren 1882), 1941 deportiert nach Riga – 30.11.1941 ermordet
Sally Jacob (geboren 1882), Geschäftsführer Textilgeschäft in KW, 1941 mit seiner Schwester nach Riga deportiert – 30.11.1941 ermordet
KZ Außenlager Königs Wusterhausen Storkower Straße 15
Neue Mühle:
Birkenallee 7, 8/9
Eugen London (geboren 1884), deportiert 1943, ermordet in Auschwitz
Luise-Lotte Jonas (geboren 1862), März 1939 – Zwangsverkauf des Grundstücks, Heimatort verlassen, 1939 jüdisches Altersheim in Potsdam, 1942 deportiert, tot in Theresienstadt
Gustav Jonas (geboren 1868), März 1939 – Zwangsverkauf des Grundstücks, Heimatort verlassen, 1939 jüdisches Altersheim in Potsdam, 1942 deportiert, tot in Theresienstadt
Margarete Vogel, geborene Karmeinsky (geboren 1897), gedemütigt / entrechtet, 1935 verzogen, 1944 deportiert nach Theresienstadt, 1945 befreit
Wilhelm Vogel (geboren 1885), gedemütigt / entrechtet, 1935 verzogen, tot 29.08.1939 in Berlin
Rolf Vogel (geboren 1921), gedemütigt / entrechtet, 1935 verzogen, 1944 Gestapo-Lager Wolfenbüttel, in Berlin überlebt
Ursula Schwarzenberger, geborene Vogel (geboren 1925), gedemütigt / entrechtet, 1935 verzogen, in Berlin überlebt
Wernsdorf:
Höhe Dorfstraße 14
Dr. Paul Rosenstein (Jahrgang 1875), 1938 nach Brasilien geflüchtet, überlebt
Johanna Rosenstein, geborene Levy (Jahrgang 1889), verhaftet und verhört von der Gestapo, 1940 nach Brasilien geflüchtet, 1943 gestorben an den Folgen der Verhöre
Zernsdorf:
Karl-Marx-Straße 25
Dr. Viktor Karfunkel (geboren 1906), Arzt für Allgemeinmedizin, Flucht: 1936, Emigration nach China, lebte später in Israel